Am Samstag, 9. Dezember (10.30 – 14.00 Uhr, Melle: Gelbe Riede/Lerchenweg) findet unter Anleitung des Unternehmens „Teutotrüffel“ (http://www.teutotrueffel.de/) die 1. Erstellung einer Trüffel-Ernte-Fläche in Melle statt. Tassilo Pöter von dem genannten Unternehmen vermittelt hilfreiche Informationen, worauf beim Trüffelanbau zu achten ist (siehe auch 1,2).
Die Aktion ist kostenlos, offen für jedermann und auch für Familien mit Kindern geeignet.
Mit Trüffelsporen geimpfte Bäume werden an dem Tag gemeinsam verpflanzt (z.B. Stieleichen, Traubeneichen, Rotbuchen, Hainbuchen) und der Boden der Fläche mit Kalkschotter angereichert. Dazu kommt die Anlage einer artenreichen Vogelschutzhecke, die auch die Trüffelfläche gegen Austrocknung schützt. Schlussendlich wird die Fläche eingezäunt. Im nächsten Frühjahr wird dort zudem eine artenreiche Wildblumenwiese angelegt. Nach 7 Jahren ist eine erste Trüffelernte zu erwarten. Der Ertrag fließt dann in weitere Klima- und Artenschutzmaßnahmen.
Die Schaffung der Trüffelfläche wird durch die EUROPA-Möbel Umweltstiftung aus Bayern sowie das Unternehmen Patagonia (USA) unterstützt. Familie Werges aus Melle stellt kostenlos die Fläche zur Verfügung.
Die Anlage der Vogelschutzhecke wird durch die Haarmann-Stiftung Umwelt und Natur gefördert.
Im Rahmen der Aktion findet zudem eine kostenlose Trüffel- und Weinverköstigung sowie eine kleine Weihnachtsfeier statt – mit Eintopf, Glühwein und Glühpunsch sowie verschiedenen Geschenken für die Artenvielfalt (z.B. Nistkästen, Trüffelbäume) und nachhaltigem Spielzeug.
Im Zuge des Klimawandels steigt das Interesse am Trüffelanbau aktuell rapide an (Quelle: Verband für Trüffelanbau und Nutzung in Deutschland e.V). Bislang gibt es in Deutschland etwa 700 Trüffelanbauer. Derzeit ist davon auszugehen, dass die Trüffel-Anbauregionen in Italien, Spanien und Frankreich durch die globale Erderwärmung bedroht sind und perspektivisch mutmaßlich zusammenbrechen werden . Nördlich davon jedoch – und somit auch in Deutschland – entstehen neue große Anbaumärkte. Dieses ist umso interessanter, als Deutschland vor dem Nationalsozialismus eine Trüffel-Export-Nation war.
Melle und der Landkreis Osnabrück sind durch das kalkreiche Gestein im Wiehengebirge sowie im Teutoburger Wald ein Hotspot für den Burgundtrüffel. Es ist von Trüffeln im Wert von mehreren Millionen Euro auszugehen, die jährlich in der Region im Boden heranwachsen. Ein Kilogramm dieses Trüffels kann Preise bis zu 1300 Euro erzielen, allerdings ist eine Entnahme in der freien Natur aufgrund des Bundesnaturschutzgesetzes strengstens verboten. Erlaubt ist jedoch eine Ernte auf speziell dafür angelegten Flächen. Für das Areal, welches am 9. Dezember bearbeitet wird, liegt eine Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Osnabrück vor.
Verschiedentlich sprechen Landwirte bereits davon, dass Südniedersachsen Trüffelland werden soll (22.11.2023, https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/sievers-suedniedersachsen-soll-trueffelland-werden-45966491).
Historisch verbrieft ist es, dass schon 1727 ein italienischer Trüffelsammler gezielt im Osnabrücker Land nach Trüffeln suchte.
Mykorrhiza-Pilze speichern jährlich bis zu 13 Gigatonnen Kohlenstoff – und damit mehr als ein Drittel (36 Prozent) jener Menge, die jedes Jahr weltweit bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe ausgestoßen wird. (3)
Tassilo Pöter: „Der Trüffelanbau leistet nicht nur einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz, sondern verwebt diese Bemühungen auch mit dem sinnlichen Genuss von Trüffeln und dem spannenden Erlebnis der Suche nach ihnen, vergleichbar mit einer Schatzsuche. Häufig werden zuvor intensiv genutzte Flächen in ein Naturparadies umgewandelt, das nicht nur ein ideales Umfeld für das Gedeihen geschützter Trüffeln bietet, sondern auch als sicherer Rückzugsort für viele bedrohte Tiere und Pflanzen fungiert. Um eine erfolgreiche Trüffelkultivierung zu gewährleisten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Fläche so extensiv wie möglich bewirtschaftet wird.“
Katja Rasmus: „Um Natur und Klima zu stabilisieren, müssen wir vieles zusammendenken: technologische Entwicklungen vorantreiben und altes Wissen wieder ausgraben, Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen und natürliche CO2-Speicher (z.B. Pilze!) stärken. Für vielfältige Lösungen zu begeistern, war auch das Ziel des Meller Klimafestes am 6. Mai. Emissionen infolge dieser Veranstaltung kompensiert Melle for Future in diesem visionären Projekt.“
Gabriele Mörximann: „Der Grund und Boden auf unserem Planeten ist begrenzt. Der Trüffelanbau ist für mich ein Beispiel für das Prinzip „Schützen durch nützen!“, wo nachhaltige Nutzung und Naturschutz Hand in Hand gehen können.“
Kai Behncke: „Der Trüffelanbau ermöglicht es, etwas für den Klima- und Artenschutz zu leisten und gleichzeitig sehr viel Geld damit zu verdienen. Der Trüffelpilz versorgt die Baumwurzeln zudem zusätzlich mit Nährstoffen und Wasser und macht die Bäume damit etwas resistenter gegen die Folgen der Klimakrise.“
Veranstaltet wird die Aktion von der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe sowie von Melle for Future. Für eine Planung wird um Anmeldung unter diesem Link gebeten:
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/events/2-trueffel-klimaschutz-artenvielfaltsflaeche-im-landkreis-osnabrueck-mit_weihnachtsfeier_fuer_alle/
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1: https://www.noz.de/lokales/bohmte/artikel/trueffel-45717412
2: https://www.noz.de/lokales/hagen/artikel/zwei-lienener-bewirtschaften-trueffelplantagen-in-der-region-43737589
3: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimaschutz-wie-pilze-enorme-mengen-kohlenstoff-speichern-a-21b69a4a-fa61-4116-b21d-76bb8e86873e