Vielen Dank an den Nachhaltigkeitsblog für das geführte Interview Über Umweltschutz, Politik und einen mehrfachen Wandel in der Gesellschaft
„Frage: Erzählen sie mal etwas über sich? Wie lange sind Sie denn schon im Umweltschutz aktiv? Haben Sie sich politisch engagiert in Ihrem Leben?“
Ein mehr oder minder stark ausgeprägtes Engagement ist glaube ich seit meiner Jugend vorhanden. Etwa ein Jahr lang war ich mal Mitglied in der „Jungen Union“, aber das war dann irgendwie doch nicht das Richtige für mich. Ich habe mich dann tendenziell fast 25 Jahre den GRÜNEN angeschlossen. Viele Jahre folgte Arbeit in der Anti-AWK-Bewegung. Gorleben, Gleisblockaden, inhaltliche Arbeit, auch mal klandestine „Nacht und Nebel-Aktionen“. Irgendwie bin ich dann bei den Autonomen gelandet, das hat mich als junger Mensch inhaltlich sehr angesprochen. Ich habe damals in Berlin gewohnt. Kurz nach der Wende ging es da richtig rund. Besetzte Häuser, Strassenkampf mit Rechtsextremisten, Randale mit Hooligans des BFC Dynamo. Ich war damals nur am Rande dabei, beim Mauerfall war ich 14, die Politisierung war jedoch dennoch ganz enorm und hat sich tief in die eigene DNA eingebrannt.
In den 90ern gab es noch starke Verbindungen zwischen den GRÜNEN und den Autonomen – heute ist das nahezu undenkbar. Das war damals hochspannende Arbeit, was wir teilweise gemeinsam geleistet haben. Arbeit in der Flüchtlingsbewegung, Aufbau von selbstverwalteten Zentren, Hausbesetzungen, Kulturarbeit, Rechtsextreme haben sich hier und dort auch mal eine blutige Nase geholt, insbesondere in der Zeit, als die NPD starken Zuwachs bekam. Globalisierungskritik, sehr sehr viel Theorie-Arbeit. Ab und an wurde auch mal eine Nacht in Polizeigewahrsam verbracht, das gehörte irgendwie dazu. Danach weiss man seine Freiheit umso mehr zu schätzen. Damals, beim G8-Gipfel in Genua flogen uns die Gaskartuschen und Gummiknüppel nur so um die Ohren. Auch in dieser Zeit spielte Umweltpolitik immer eine Rolle. Irgendwann jedoch war es an der Zeit, sich von „den Autonomen“ loszusagen. Aus heutiger Sicht halte ich viele der Aktionsformen, insbesondere aktive Gewalt, für grundfalsch.
Wenn man sich damit nicht mehr identifizieren kann, dann muss man gehen. Das habe ich dann getan und nach einigen Jahren Pause damit begonnen auf einer anderen Basis zu arbeiten, reine Umweltpolitik, in ihrer ureigensten schaffenden „Wald-und Wiesen“-Form. Gewalt ist kontraproduktiv und ein großer Teil des großen Problems. Es ist durchaus möglich, dass es zu dieser Thematik in jungen Jahren eine andere Sichtweise gegeben hat. Andererseits: Wenn (nur als kleines Beispiel) Rechtsextremisten Raum und gesellschaftliche Relevanz gewinnen, dann macht es wenig Sinn ihnen – frei und richtigerweise ironisch nach Kurt Tucholsky angemerkt – „Rosen auf den Weg zu streuen“. Dieses Gedicht, von Tucholsky 1931 als „Theobald Tiger“ veröffentlicht, kann ich nur jedem Menschen ans Herz legen: https://tucholsky-gesellschaft.de/2017/10/17/kurt-tucholsky-rosen-auf-den-weg-gestreut/
Gesellschaftlich ist Friedfertigkeit jedoch ein unabdingbarer Grundsatz, was ja passiven Widerstand als Ausdruck der politischen Meinungsäusserung niemals ausschliesst.
„Und heute? Wie weit würden Sie für das Erreichen von Umwelt-Zielen gehen?“
Zwingend muss es friedlich sein, alles anderes ist falsch. Natürlich kann passiver Widerstand immer eine Rolle spielen. „Welche Form von Umweltschutzpolitik praktizieren Sie denn mit der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe?“ Schaffend, politisierend und zuweilen auch etwas polarisierend. Bislang haben wir in 5 Jahren 225 Blühwiesen angelegt (viele davon werden jährlich gepflegt), etwa 350 Obstbäume gepflanzt, Feuchtbiotope geschaffen, mehrere Tausend Hecken- und Baumsetzlinge gepflanzt, Hunderte Meter Trockensteinmauern gebaut, mit vielen Schulklassen und Kindergärten zusammengearbeitet. Wir betreiben einen Gnadenhof, auf dem 150 Tiere so alt werden können, wie sie wollen. Unsere Truppe leistet neben ihren Vollzeitjobs im Monat ehrenamtlich sicherlich 80-100 Stunden für den Natur- und Tierschutz. Dazu klären wir über CO2-Äquivalenzwerte von Nahrungsmitteln auf und führen in sozialen Medien eine intensive Arbeit durch. Auch gehen wir vielfältige Kooperationen ein, manchmal auch ungewöhnlicher Art.
„Es macht manchmal den Eindruck, dass Sie „allein“ das machen? Das ist nicht so, oder?“
Nein, wir sind, je nach Spielfeld, 5 bis 10 Personen. Etliche arbeiten ausschließlich im Hintergrund, in ganz unterschiedlichen Bereichen. Mittlerweile sind wir eine „geschlossene Gruppe“ und nehmen niemanden mehr auf. Einige Personen wollen aufgrund ihrer Rolle in der Gesellschaft auf keinen Fall öffentlich mit der gUG Umweltschutz in Verbindung gebracht werden, stehen aber zu 150% hinter den Zielen und ziehen im Hintergrund Fäden und leisten wertvolle Arbeit. Ich kann das gut verstehen und nenne sie immer wieder „die grauen Eminenzen“ (lacht). Das sorgt hier für viele Schmunzler. Umweltschutz ist kompliziert und ein heisses Pflaster. Im Umweltschutzbereich gibt es viel Prügel und Haue. Wenn nur eine Person im Vordergrund steht und die Prügel kassiert, dann herrscht dahinter Ruhe. Das ist das Konzept. Prügel und Haue gehören dazu, jeder, der im öffentlichen Raum agiert, bekommt irgendwann davon etwas ab, das ist halt so. Streitigkeiten und Konflikte geschehen auf Basis von Emotionen, aber immer auch unter Kalkulation des gesellschaftlich möglichen Erreichbaren. Streitigkeiten sind ein Hebel und ein sehr hilfreicher und wirksamer Mechanismus. Auch wenn es nicht immer nur Spaß macht.
„Sie führen das Mitmach-Projekt 500 AKA durch. Wie ist ihr Zwischenfazit?“
Sehr gespalten! Sehr positiv ist: Es gibt ein massiv und deutlich gesteigertes Interesse an Umwelt- und Klimaschutzaktionen. Das lässt sich sowohl numerisch bei den Mitmachaktionen als auch finanziell bei den eingehenden Spenden feststellen. Eigentlich wollten wir 500 Menschen nach 2 Jahren für Aktionen gewinnen. Gesichert werden wir Ende November, nach 8 Monaten, die Zahl getoppt haben. Das ist grossartig! Ich habe hohen Respekt vor den Menschen, die sich anmelden und mitwirken. Das ist absolut positiv! Sie setzen ihre eigene Freizeit ein und schaffen einen Mehrwert für die Gesellschaft. Das ist genial! Gleichzeitig haben Umweltschutzprojekte oder Mitmachaktionen bei vielen Menschen immer noch einen „Nice to have-LariFari-Mirdochegal-Ruf“.
Ob man sich nun engagiert oder nicht, ob man nun verbindlich auftritt oder nicht, ob nun Zusagen eingehalten werden oder nicht…das scheint vielen Menschen egal zu sein. Das ist das aktuell massiv bestimmende Thema hier. Ich rechne damit, dass aus Gründen von Unverbindlichkeit und Unzuverlässigkeit zum Ende des Projektes (März 2023) ein Schaden im unteren 5stelligen Bereich entstanden ist. Ca. 10.000 bis 12.000 Euro. Das sind etwa 10% unseres Jahresumsatzes. Der Schaden in Bezug auf Motivation und Handlungsfreude ist dabei nicht eingerechnet. Das in Kombination ist eine Vollkatastrophe und stellt uns aktuell vor Herausforderungen. Wir müssen an unserem Konzept arbeiten, so scheint es!
„Wie entsteht denn dieser Schaden? Was meinen Sie damit?“
Nur ein Beispiel von Vielen: Wieder und wieder melden sich Menschen für Mitmach-Aktionen an. Darauf basierend werden Materialien und Essen bestellt. Doch dann, plötzlich, wenige Tage zuvor, sagt eine Vielzahl von Menschen für die Veranstaltung ab. Und ein Großteil kommt einfach nicht, ohne abzusagen. Und plötzlich liegen dann auf einer Wiese Hunderte sehr teurer Setzlinge herum, die nicht in die Erde kommen, weil es durch wenige Personen nicht schaffbar ist. Wir hatten schon Veranstaltungen bei denen aufgrund von Unzuverlässigkeiten der Anmeldungen ein Schaden von knapp 2000 Euro entstanden ist. Gewinnen Sie mal Sponsoren für 2000 Euro! Da laufen Sie sich wochenlang die Hacken ab. Mit „ach und krach“ gelingt es dann meist durch Extrastunden die Setzlinge zu wässern oder irgendwie irgendwo noch zu verteilen. Das klappt aber nicht immer. Das frustriert komplett und ist, auf lange Sicht gesehen, sogar ein Grund aufzuhören. Der Tag hat auch jetzt schon zu wenige Stunden. Weder aktive Umwelt- noch Klimaschutzmaßnahmen haben in der Gesellschaft den Verbindlichkeits-Stellenwert, den sie verdienen. Mich macht das unglücklich! Es ist scheinbar schaffbar, 600.000 Menschen zum Protestieren auf die Straße zu bekommen. 60 Menschen auf lokaler Ebene bei einer Aktion zum Handeln zu bewegen ist schwer zu realisieren.
„Das bedeutet, Sie denken ans Aufhören?“
Wenn wir keine Lösung für diese Problem finden, dann werden wir im März 2023 aufhören. Aktuell sind die Meinungen so zerrissen wie selten. Einerseits Freude, Dankbarkeit, Stolz über das Geschaffene. Anderseits eine große Herausforderung, an der wir uns aktuell die Zähne ausbeissen. Es macht kaum einen Sinn mit wenigen Personen einzelne Biotope zu pflegen. Das ist ein Staubkorn im Universum. Wir brauchen mehr Aktive. Mit 50 Menschen, die 2 Stunden werkeln, lässt sich die Welt im Kleinen verändern. Genau diese Veranstaltungen müssen wir in eine gewisse Verbindlichkeit bringen, das ist die große Chance und Herausforderung. Wenn es uns nicht gelingt, das gesellschaftliche Umdenken in Bezug auf Umweltschutz in Zuverlässigkeit zu strukturieren, dann haben auch wir es letztlich nicht geschafft. Dann haben wir versagt! Dann müssen wir konsequent sein, aufhören und Tätigkeiten beenden. Es macht keinen Sinn, sich nächtelang die Zeit um die Ohren zu schlagen, um Finanzquellen anzuzapfen und Materialien für Gemeinschaftsaktionen zu finanzieren, und dann melden sich 100 Personen an, von denen jedoch nur 50 kommen. Der Schaden des überschüssigen Materials und der letztlich nicht umsetzbaren Vorbereitung lassen dann nur zwei Schlüsse zu: Das gesellschaftliche Interesse ist schlichtweg nicht hoch genug oder aber: Wir haben es nicht geschafft und vielleicht einfach ein Scheißkonzept auf die Beine gestellt! Ein Aufhören DIESER Form von Arbeit ist dann die logisch folgende Konsequenz. Mittlerweile denke ich tatsächlich immer öfter: Wie schön wäre es, einfach alles niederzulegen. Aber dafür ist es noch viel zu früh! So einfach geben wir uns nicht geschlagen!
Trotzdem gilt natürlich: Jede Aktivistengruppe hat ihre Zeit. Irgendwann ist diese Zeit abgelaufen, dann treten andere Menschen an die Oberfläche – und wir verschwinden und handeln dann eher im Kleinen und Verborgenen. Irgendwie auch ok. Das ist auch nicht weiter schlimm, solange es andere Handlungsaktive gibt, die sich in der Öffentlichkeit bewegen. Man steigt auf wie ein Phönix aus der Asche. Und dort geht es dann irgendwann im Sturzflug auch wieder hin. Asche wird in vielen Religionen als Bestandteil des Kreislaufes des Lebens angesehen. Entstehen und Vergehen. Ein ganz natürlicher Vorgang.
„Und wie sehen Sie die Politik? Welche Kreise bringen sich in ihre Projekte ein?“
Es ist schon skurril muss ich sagen. Mit Abstand am Stärksten bringen sich seit geraumer Zeit konservative Kreise ein. Ich dachte zunächst, dass sei vielleicht eine Wahlkampfstrategie. Nach dem Wahlkampf geht es jedoch weiter, mit steigender Tendenz…Auch dort passiert ein starker Umbruch. Warum das so ist, kann ich aktuell überhaupt nicht beurteilen. Es ist jedoch eine bemerkenswerte Entwicklung. Etliche konservative Politiker*innen haben mit hohem Engagement und viel Kreativität den Bereich Umwelt- und Klimaschutz scheinbar für sich entdeckt. Ich stelle das mit großen Augen und klopfendem Herzen fest. Letztlich gibt es aber in allen Parteien sehr fitte und gute Kooperationspartner.
„Wie bringt sich den die „Haus- und Hof-Partei der Umweltschutzes“, die GRÜNEN, ein?“
Auch bei den GRÜNEN gibt es sehr gute Politiker*innen, die sich sehr gelungen einbringen. Die Bezeichnung als „Haus- und Hof-Partei der Umweltschutzes“ kann ich aufgrund der hiesigen Erfahrungen jedoch so nicht mehr in Gänze teilen. Ich habe noch Jahrzehnte erlebt, in denen die GRÜNEN und lokale Aktionsgruppen vor Ort eine nicht trennbare, verschworene Gemeinschaft waren. Damals passte da kein Blatt Papier dazwischen. Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Diese Zeiten sind einfach vorbei! Ich persönlich kenne nur noch deutlich weniger als eine handvoll GRÜNE, die eine grobe Ahnung von den Herausforderungen von Umweltschutz-Basisgruppen haben. Es hat über die Jahre eine Entfremdung stattgefunden. Diese Entfremdung ist jedoch wechselseitig. Ich habe ja auch keine Ahnung von dem, was die GRÜNEN im politischen Alltagsgeschäft so treiben. Offen gesagt ist es vermutlich auch etwas vermessen zu glauben, dass man im Alltag im Ehrenamt Politik UND (!) aktiven Naturschutz betreiben kann. Macht hier ja auch keiner. Vielleicht muss einfach akzeptiert werden, dass die knappe Zeit nur für ein Betätigungsfeld reicht. Auf politischer Ebene ist das Agieren vieler GRÜNER Politiker*innen mit Sicherheit stark! Es gibt da viele positive Beispiele. Ich schätze die Ideen der GRÜNEN sehr, und auch deren Engagement auf einer Politebene. Davor habe ich hohen und sogar sehr hohen Respekt! Nach wie vor kenne ich viele tolle GRÜNE, die ganz tolle Ideale am Leben halten. Trotzdem habe ich mich von der Partei verabschiedet, die Gräben sind zu tief.
„Ist es für Sie als Natur- und Klimaschutzgruppe ein Unterschied, ob der Landkreis durch einen CDU-Politiker oder eine GRÜNEN-Politikerin regiert wird? Merken Sie da Unterschiede, die ihre Gruppenarbeiten betreffen?“
Nein, hier bei uns sind diesbezüglich keine Unterschiede feststellbar. Auf politischer Ebene wird das sicherlich anders sein.
„Übernehmen andere gesellschaftliche Strömungen vermehrt grüne Inhalte?“
Ich kann das nicht abschließend sagen. Trotzdem machen wir hier Erfahrungen und natürlich findet ein reger Austausch auch mit anderen Gruppen statt. „Umweltschutzpolitik“ hat sich im Verlauf der Jahrzehnte gesellschaftlich immer wieder verändert. Inhalte des Naturschutzes wurden in der Geschichte teilweise durch erzkonservative Strömungen beeinflusst und sehr produktiv gestaltet. Dann kamen irgendwann die späten 70er und die GRÜNEN. Jetzt haben wir 2021 und Fridays for Future. Und plötzlich sind es auch Politiker*innen ganz anderer Parteien, die sich sehr progressiv einbringen. Natur- und Klimaschutz sind nach meinem Empfinden Themen, welche vermehrt auch von konservativen Teilen konstruktiv bearbeitet werden. Der Kontakt zu Basisgruppen ist dabei natürlich nur ein ganz kleiner Teil. Mit Sicherheit ist Umweltschutz kein ausschließliches Kern-Gebiet der GRÜNEN mehr.
Wir befinden uns inmitten eines starken Wandels in der Gesellschaft, so ziemlich und komplett alles wird durcheinander gewirbelt. Es ist schwierig, irgendwo Halt zu finden.
„Sie streiten sich viel, muss das sein?“
Streit und sich vertragen ist ein wichtiger Teil des Ganzen. Zu allem „ja und Amen“ oder gar nichts sagen, wäre zu passiv. Passivität oder aus Nettigkeit zu schweigen sind falsch, dann braucht man sich nicht um Veränderungen zu bemühen, meiner Meinung nach. Natürlich gibts es da auch andere Sichtweisen. Es gibt unterschiedliche Wege. Jeder Mensch handelt da so, wie er oder sie meint, das Maximum herausholen zu können. Für (inszenierten) Streit zahlt man dann auch einen entsprechenden Preis und bekommt dann selber jede Menge Lack. So ist das eben. Wir leben mickrige 80 Jahre auf diesem Planeten. In dieser Zeitspanne ist es unsere Pflicht, uns zu engagieren. Da gehört auch mal ein Streit dazu. Im Laufe der Jahrzehnte wandeln sich eigene Aktionsformen. Irgendwann ist vermutlich die Streitlust vorbei und wird durch etwas Anderes ersetzt.
„Machen Sie Fehler?“
Die Anzahl gemachter Fehler ist nicht unbeträchtlich. Es ist ja auch ein Reiz, bislang unbekannte Wege zu gehen. Natürlich passieren da auch Fehler. Manchmal passieren Fehler sogar zweimal, sogar wenn ich den Fehler im Vorfeld erkenne und mir sage: „Dieses Mal machst Du es anders!“. Eigene Begrenzungen gehören als Problem-Bestandteil zum Gesamtproblem. Das ist leider so. Die eigene Person als Teil der Herausforderung.
„Sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Damit zerschlagen Sie auch Geschirr, manchmal wirkt es zudem demotivierend.“
Das mag sein, aber was soll ich denn sonst machen? Drollige Bildchen kleiner Küken auf Facebook posten? Kleine Katzenbabys reinsetzen? Damit andere Menschen Animationsbilder mit hübschen Herzchen drunter setzen? Schreiben, dass alles super ist, wenn es nicht stimmt? Menschen wollen gerne Erfolgsnachrichten lesen, sich freuen, sich im Glauben befinden alles sei harmonisch und prima. Es ist aber nicht alles harmonisch und prima. Das ist es noch nie gewesen. Die kognitive Dissonanz, die uns alle umgibt, ist doch zuweilen schrecklich. Ein bisschen wie: „Sich über kleine Kükenbilder freuen und danach zu MacDonalds rasen – Chicken McNuggets kaufen.“ Wir Menschen können das ganz gut, ohne mit der Wimper zu zucken. Warten Sie mal ab, was in den nächsten 15 Jahren noch auf uns an Herausforderungen zukommt. Harmonisch und prima wird aufgrund der Klimaerwärmung davon herzlich wenig. Meiner Meinung nach ist das nicht demotivierend. Die aktuelle und kommende Situation ist Motivation pur. Die Krise sorgt für eine Motivation in jeder Faser des Körpers. Und gleichzeitig bedeutet Motivation nicht, dass man nicht auch scheitern kann und aufgeben wird. All das kann passieren, und ist ja auch nicht schlimm. Es ist doch sogar gut, wenn man sagen kann: „Dieses Konzept hat aus diesen oder jenen Gründen auf Dauer nicht funktioniert“, um dann eine Korrektur vorzunehmen. Das ist doch eine Chance und nicht demotivierend! Und natürlich muss man Dinge benennen, wie sie sich scheinbar darbieten. Das sind subjektive Wahrheiten und damit ein Teil des Ganzen. Ob damit Porzellan zerschlagen wird oder sich Menschen demotiviert fühlen, muss jeder selber entscheiden. Artensterben und Klimaerwärmung sind nun mal kein Kuschelkurs, bei dem sich alle lieb haben, sondern etwas, das an die Existenz menschlicher Grundlagen geht. Nicht mehr und nicht weniger. Spenden: