Ein Schreiben der Kirchengemeinde lag gestern im Briefkasten.
So etwas empfinde ich als positiv beeindruckend. Es geht um ein Gespräch zu dem erfolgen Kirchenaustritt.
Werd ich auf jeden Fall annehmen. Find ich gut so etwas! ☺️👍

Das wird ein interessantes Gespräch, eine Diskussion, vielleicht eine Annäherung.
Bei jedem Menschen ist eine Meinung in stetigem Fluss. Dass ein Austritt aus der Kirche erfolgte muss nicht zwingend bedeuten,
dass z.B. in 5 Jahren nicht wieder ein Eintritt erfolgen kann.
In diesem Jahr erfolgte hier nach 29 Jahren Parteitreue auch ein Abschied von den GRÜNEN.
Vielleicht erfolgt dort irgendwann trotzdem wieder ein Kreuz auf dem Wahlzettel.

Um die Diskussion anzuregen erfolgte heute bereits eine Kurzantwort zu der Einladung. Ist ja nicht so, dass hier nicht ab und an auch mal etwas in der Bibel geschmöckert wird.😉
Und es macht Sinne, das Verhältnis der Kirche gegenüber Klimaschutz, Artenschutz, Tierschutz auch öffentlich zu thematisieren.

Ich bin in Berlin in einer evangelischen Schule aufgewachsen. Mit Morgenandachten, morgendlichem Beten und allem, was dazu gehört.
Oft (und gerne) habe ich Kirchentage besucht, war häufig in Taizé.

Etwa seit 15-20 Jahren jedoch gehe ich kaum (so gut wie garnicht mehr) in die Kirche. Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass verschiedene KirchenvertreterInnen das Evangelium nicht so recht „beherzigen“, ich kam mir immer „verlorener“ in der Kirche vor.
Etliche (zugegebenerweise subjekte Erlebnisse) liessen mich immer mehr an der Kirche (nicht zwingend jedoch an Gott) zweifeln. Ich bin eigentlich eher „wissenschaftlich orientiert“. In sofern kann man vielleicht nicht alles „bierernst“ nehmen, was in der Bibel steht. Dennoch ist eines Existenz eines Gottes oder einer Göttin nicht ausgeschlossen – auch wenn es manchmal als Folge nötig erscheint, dieser Instanz mit Zynismus, Hadern, Anschreien und schwarzem Humor gegenüberzutreten.

Mir persönlich ist eine große große Herzensangelegenheit, dass die Bewahrung der Schöpfung im Zeitalter von Artensterben, Tierskandalen und Klimaerwärmung mehr Raum bekommt.
Völlig unabhängig davon, ob die Welt nun rein naturwissenschaftlich oder durch ein Element Gottes (einer Göttin?) geschaffen wurde. War es ein Gott, so wird es umso wichtiger, die entsprechende Verantwortung in der Kirche zu thematisieren.

Mir gefällt z.B. (1. Mose 2,15) („den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren“), Jesaja 11,6–8, natürlich Franz von Assisi (der die Welt um sich herum ganz als Schöpfung Gottes sieht.
Als solche sieht er in allen Tieren und Pflanzen Gott als den Urheber der Welt. Eine echte Instanz, der Assisi.).

Ganz schrecklich empfinde ich Luthers Übersetzung
„sich die Erde untertan zu machen und über die Tiere zu herrschen“.

Passend zur Klimaerwärmung und zum Artenschutz ist 1. Mose, 9 „Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren
Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch,
an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren des Feldes bei euch,
von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es
sind auf Erden. Und ich richte meinen Bund so mit euch auf,
dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch
die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen
soll, die die Erde verderbe.

Oder etwas philosophischer aber in seiner Aussage klar und deutlich:
Johannes 1,1-3:
Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und
Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle
Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist
nichts gemacht, was gemacht ist.

…heisst das nicht, dass wir Gott töten, wenn wir die durch ihn verursachte Vielfalt reduzieren?

Am Ende des Markusevangeliums beauftragt Jesus deshalb
auch seine Jünger und sagt: Gehet hin in alle Welt und predigt
das Evangelium aller Kreatur. (16,15) Im Griechischen
Wortlaut heißt es sogar: verkündigt das Evangelium der ganzen
Schöpfung.

Oder Matthäus (nein, nicht der Lothar! 😉):
Seht die Vögel unter dem Himmel an … Schaut die Lilien auf
dem Feld an … ich sage euch, dass auch Salomo in all seiner
Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.
(6,26-29)

Und in Johannes 3,16 heißt es: „Denn also hat Gott die Welt –
den Kosmos – geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern
das ewige Leben haben.“ Gottes Liebe umfasst nicht nur die
Menschheit, sondern den ganzen Kosmos. Es wäre eine gefährliche
Verengung, die Verkündigung des Reiches Gottes
durch Jesus allein auf die menschliche Welt zu beschränken.

In den letzten 8 Jahren habe ich oft Kirchenvertreter angeschrieben, um „gemeinsam etwas zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten“, sei es in
Form von Blühwiesen oder Klimaanpflanzungen. Manchmal hat das funktioniert, das hat mich dann sehr gefreut. Sehr oft aber
kam nicht einmal eine Antwort. Viel zu oft hatte/habe ich den Eindruck, dass auch die Evangelische Kirche (man verzeihe mir diesen Ausdruck)
„heuchlerisch“ mit der Bewahrung der Schöpfung umgeht. Dass ihr diese Aspekte nur in sprichwörtlichen „Sonntagsreden“ wichtig sind.
Grausam, absurd, zutiefst verachtenswert, mitleidlos, als Verhöhnung der Situation rund um die Geburt Jesu, empfinde ich das menschliche Verhalten an Weihnachten.
Eine gigantische Masse an Tieren überlebt dieses Fest nicht. Ich sehe nicht, in keinster Weise, dass die Kirche diesbezüglich dagegen steuert.
Selbst wenn man sich nur einen Bruchteil einer Sekunde versucht in die Szenerie der Jesusgeburt (und ihre Umgebung) einzudenken wird es doch eigentlich schier unmöglich,
sich an Weihnachten so zu verhalten, wie es allgemein praktiziert wird? Es ist zuweilen, auch von der Kirche, eine Heuchelei, die (kleiner Wortwitz) „durchaus zum Himmel stinkt“. In Gänze jedoch möchte ich der Kirche diese „Heuchelei“ so nicht vorwerfen. Dazu gibt es auch dort zu viele Menschen, die dieses Thema nach vorne bringen. Eine eindeutige Sichtweise gibt es auch hier nicht.

Das Gespräch mit dem entsprechenden Kirchenvertreter zu diesen Themen wird spannend.
Und dennoch gilt in der Welt: Ein Tischtuch ist (eigentlich) nie komplett zerschnitten. Man weiß nie, was in einigen Jahren sein wird.