In den (sozialen) Medien steht aktuell Paul Ziemak in der Kritik, da er im Gesamtkontext der Diskussion um die „Letzte Generation“ „durch das Pflanzen von Bäumen die Abwehrmechanismen gegen die Klimaerwärmung als zu einfach erscheinen lasse“ bzw. „suggeriere, dass das Pflanzen von Bäumen ausreiche, um auch künftigen Generationen ein Leben zu ermöglichen“. Und: Nächste Chance auf Verbesserung der eigenen CO2-Bilanz am 10. Dezember in Ostercappeln/Venne!


Siehe dazu auch:
https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/paul-ziemiak-stichelt-gegen-letzte-generation-und-erntet-kritik-43688247

Bzw. auf Twitter:
https://twitter.com/PaulZiemiak/status/1599051463497371648?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1599051463497371648%7Ctwgr%5E773901482bf9f52a961d9eef78f7ebfd5a89e310%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.noz.de%2Fdeutschland-welt%2Fpanorama%2Fartikel%2Fpaul-ziemiak-stichelt-gegen-letzte-generation-und-erntet-kritik-43688247

Anders der Beiträge vieler Postings, Foren, Kommentare, soll er hier nun allerdings nicht gescholten werden.

Denn grundsätzlich völlig richtig ist: Das Pflanzen von Bäumen steigert die Widerstandsfähigkeit gegen die Klimaerwärmung.
Es ist ein sinnvoller Beitrag, um sich vor Ort gegen kommende Hitzewellen zu schützen und einen hohen Beitrag für die Artenvielfalt zu leisten.
Und auch absolut richtig und gut ist: CO2 wird der Atmosphäre entnommen.
Gegen diese Aktion als solche spricht garnichts, ganz im Gegenteil, sie verdient sogar Lob und Anerkennung, und soll hier auch garnicht heruntergespielt werden.

Nicht vergessen werden darf dabei jedoch in der Tat:
Das Pflanzen von Bäumen reicht nicht. Je nach Art lagern diese knapp unter bzw. knapp über 10 Kilogramm CO2/Jahr ein.
Der durchschnittliche Jahresausstoss pro Kopf in Deutschland liegt, je nach Studie zwischen 9 und 11 Tonnen CO2 (siehe Grafik Umweltbundesamt, entnommen aus dem oben verlinkten NOZ-Artikel).

Das bedeutet: 880 Buchen müsste jede Person dafür pflanzen (und alle Buchen müssen anwachsen! In der Praxis nicht möglich…), damit eine CO2-Neutralität (für EINE (1) Person) entsteht.

Mal eine kurze Rechenbilanz.
In der klassischen Forstwirtschaft wird meist ein Baumsetzling pro 1 bzw. 2 m² gepflanzt.
Nehmen wir mal 1,5 m².
Melle hat 45.000 Einwohner und eine Fläche von etwa 250 km².

45.000 Einwohner * 880 Buchen = 39.600.000 Bäume
39.600.000 * 1,5 m² = 59 km²

Würde bedeuten, dass etwa ein Fünftel der Stadt ausschlielich aus sehr dicht bewachsenem Wald bestehen müsste
(ein relativ hoher Baum pro 1,5 m²; –> keine Häuser, keine Straßen, nur 1,5-m²-Meter-Wald).
Kennt jemand einen solchen Wald?
Ich auch nicht.
Im Laufe einer Sukzession verdrängen sich Bäume logischerweise gegenseitig, oft hat man eher einen Baum pro 20 oder 30 m².
Würde man diese Rechnung herziehen, dann wäre das Stadtgebiet von Melle viel, viel, viel zu klein, um alle CO2-Ausstösse aller BewohnerInnen
durch Baumpflanzungen zu kompensieren. Man bräuchte dafür noch einmal das 3-6fache des Stadtgebietes dazu (ohne weitere Einwohner, Häuser, Versiegelungsflächen), um durch Baumwachstum
die Emissionen zu kompensieren.


Will sagen: Bäume pflanzen allein reicht nicht. Trotzdem ist es sehr sehr gut, dass es getan wird und zweifelsfrei ein hilfreicher und unterstützender
Beitrag. Es ist der Verdienst der „Letzten Generation“, dass nun endlich endlich endlich auch solche Inhalte diskutiert werden.

Etwas komisch bei der Diskussion:
Ziemak wird derbe kritisiert von vielen vielen Menschen, gemäß „Reicht nicht!“, „Augenwischerei!“, „Typisch PolitikerInnen“, „Mach mal lieber richtigen Klimaschutz!“
Ist ja auch ein leichter Weg, diese Kritik.

Und wenn es an die eigene Praxis geht?
Für unsere Pflanzaktion in Ostercappeln (kommenden Samstag, ab 11.00 Uhr), die zweifelsfrei auch jede Menge CO2 binden wird,
haben sich jedoch bislang gerade einmal 2 Personen angemeldet.

Eine kleine Nachricht, die vielleicht Hoffnung macht: Es gibt diverse Menschen die durch eine rege Beteiligung an Pflanzaktionen
im 500AKA-Projekt ihre persönliche CO2-Bilanz (wohlgemerkt bis an ihr Lebensende, denn Pflanzen lagern schließlich jedes Jahr wieder neu CO2 ein)
um bis zu 40 % gesenkt haben. Durch viel Arbeit und eine sich wiederholende Beteiligung am Pflanzen von Wildgehölzen und Bäumen.

Die nächste Chance dafür gibt es am Samstag, 10.12., ab 11.00 Uhr. Venne, Mühleninsel.
Mit lecker Essen (CO2-arm, pflanzenbasiert, bio) und Glühwein.

Anmeldung:
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/events/samstag-10-12-2022-weihnachtspflanzaktion-vogelschutzhecke-in-ostercappeln-auf-der-muehleninsel/